Soziales Betreuungskonzept
Ziel:
Die soziale Betreuung ist ein Baustein der ganzheitlichen Pflege, in dessen Mittelpunkt der in unserer Einrichtung lebende Mensch mit seinen Angehörigen und Bezugspersonen steht. Der hier lebende Mensch wird mit seinen eigenen Lebensmöglichkeiten anerkannt, in seiner Einzigartigkeit akzeptiert und respektiert.
Der hier lebende Mensch erhält aufgrund seines Hilfebedarfs Unterstützung. Verlässliche Beziehungen, seine Individualität und persönliche Freiheit werden geschützt.
Das vorliegende Konzept unserer Einrichtung gibt Auskunft über die Grundlagen der sozialen Betreuung und Beratung, sowie das Leistungsspektrum unserer Einrichtung. Es ermöglicht einen Einblick in unsere tägliche Arbeit.
1. Heimeinzug
1.1 Unterstützungs- und Hilfsangebote in Form von Einzelfallhilfe
Der Umzug bedeutet Abschied. Abschied, der bei einem Einzug in ein Altenpflegeheim besonders intensiv erlebt wird. Umgebungen, Gegenstände, Gewohnheiten und Personen werden verlassen. Die Hilfe beim ganz persönlichen Wiederfinden der Heimat in der neuen Um-gebung ist uns eine zentrale Aufgabe.
Um den Einzug zu erleichtern, wird für die Zeit der Eingewöhnung der neue Bewohner begleitet. Alle Mitarbeiter des Hauses stehen beratend zur Seite.
1.2 Gestaltung des Zimmers im Heim
Wir streben eine größtmögliche Identifikation des hier lebenden Menschen mit seiner verbleibenden Privatsphäre an.
1.3 Administrative Tätigkeiten
1.3.1 Allgemeiner Aspekt
Der Umzug in ein Altenpflegeheim bringt neben den Veränderungen in der Lebensführung auch eine große Anzahl bürokratischer Notwendigkeiten mit sich.
Grundsätzlich ist die Erledigung von den Neueingezogenen oder deren Angehörigen bzw. Betreuerinnen anzustreben. Die Beratung in verwaltungstechnischen Angelegenheiten übernimmt die Verwaltung, während die pflegerische Leitung bei der Durchsetzung der individuellen Ansprüche des neu eingezogenen Menschen hilft, z.B. bei Widersprüchen gegen ablehnende Bescheide.
1.3.2 Vollmachten/ Gesetzliche Betreuungen/ Freiheitsentziehende Maßnahmen
Die Pflege und deren Leitungen beraten und informieren zu gesetzlichen und ethischen Fragen von Bevollmächtigungen, z.B. Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung. Sie regen nach Rücksprache mit dem Neueingezogenen eine gesetzliche Betreuung beim Amtsgericht an.
2. Wohnumfeldgestaltung
2.1 Allgemeine Aspekte
Die Wohnumfeldgestaltung in unserer Einrichtung bezieht sich auf den unmittelbaren Lebensraum des alten Menschen, also den Wohnbereich und die Verkehrsflächen (Flure) auf dem Weg zum Speisesaal und die übrigen Gemeinschaftsräume. Die Maßnahmen der Wohnumfeldgestaltung dienen der Stimulation, der Orientierung (jahreszeitliche Ausschmückung), fördern die Wohnlichkeit und wirken aktivierend. Hierbei spielen die Strukturierung der räumlichen Umgebung und täglichen Angebote, die an frühere Alltagserfahrungen und Fertigkeiten anknüpfen, eine Rolle. Es geht uns darum, den Menschen am Tagesgeschehen ausführend oder durch das Miterleben zu beteiligen.
2.2 Gestaltung des Wohnumfeldes
In der Gestaltung des Wohnumfeldes soll der hier lebende Mensch ein Stück Lebenskontinuität finden.
Folgende Ziele werden von uns verfolgt:
- den neu eingezogenen Menschen in der Phase des Einlebens unterstützen
- die Stärkung des Selbstwertgefühls fördern
- die Entwicklung von Eigeninitiativen und vorhandenen Ressourcen fördern
- Interesse und Neugier wecken
- die Bewahrung der Identität beachten
- Angebote zur Tagesstruktur machen
- sich um größtmögliche Wohn- und Lebensqualität bemühen
- die Strukturen der Einrichtung überschaubar und transparent machen
- die Entwicklung einer gemeinsamen Lebenskultur aller Beteiligten anstreben.
2.3. Gesellschaftliche Teilhabe durch Öffnung unseres Hauses und Öffentlichkeitsarbeit
Durch Kontakte von innen nach außen und umgekehrt wird die Integration der hier lebenden Menschen in die Gesellschaft erhalten und gefördert und die größtmögliche Wohn- und Lebensqualität erreicht. Wir ermöglichen die Teilnahme durch Begleitung bei Ausflügen in die nähere Umgebung und bei kirchlichen Veranstaltungen.
Unsere Bewohner, sowie der Heimbeirat werden regelmäßig zur Mitarbeit in Form von Beiträgen aufgefordert.
Unsere Einrichtung pflegt und festigt den Kontakt zum gesellschaftlichen Umfeld.
Für die soziale Einzelbetreuung wie z.B. Singen, musizieren, Spaziergänge, Vorlesen, Gespräche führen, ist eine eigens dafür eingestellte Mitarbeiterin verantwortlich.
Die Umsetzung wird gemeinsam von ausgesuchten Pflegedienstmitarbeitern gestaltet. Die Teilnahme bzw. Nichtteilnahme der hier lebenden Menschen an den Gruppenveranstaltungen ist in der Dokumentation vermerkt.
3. Freizeitgestaltung durch Gruppenangebote
3.1 Ziele der Aufgabe
- Abwechslung im Heimalltag schaffen
- Angebote zur Tagesstrukturierung ermöglichen
- Begabung und Fähigkeiten fördern
- Gemeinschaftsgefühl erleben und stärken
- Freude an gemeinsamen Aktivitäten entdecken
- Soziale Beziehungen aufbauen.
3.2 Beschäftigungen als Mittel, um Informationen zu gewinnen und Ressourcen zu erkennen
Um eine angemessene Beschäftigung für unsere Bewohner zu planen und durchzuführen, benötigen wir Informationen über Fähigkeiten und Interessen der Teilnehmerinnen. Während der Beschäftigung erhalten wir viele Informationen über die hier lebenden Menschen. Hier ist es möglich, die Menschen besser – und oft auch anders – kennen zu lernen und die Ressourcen zu erkennen. Gemeinsam wird gelacht und Neues am Gegenüber entdeckt. Spontaneität, Humor, Neugierde und Lebensweisheit werden erfahrbar. Die gewonnenen Informa-tionen werden in den Pflegeprozess aufgenommen, um dem Anspruch nach personenorientierter, ganzheitlicher Pflege gerecht zu werden.
3.3 Beschäftigungen als Mittel zur Verbesserung der Kommunikation, der Grob- und Feinmotorik und der Beweglichkeit
In der Beschäftigung liegt ein hohes Potenzial an Gesprächsanregungen. Die Menschen leben nicht nur in der Vergangenheit und werden von uns auch nicht auf diese reduziert gesehen.
Die Gruppe bietet neue Kontakte und einen gewissen Ersatz für verloren gegangene zwischenmenschliche Beziehungen. Besonders für vereinsamte Menschen ist das Kontakte knüpfen in einer Gruppe einfacher, als allein auf Jemanden zuzugehen. Durch gemeinsames Erleben in der Gruppe sollen Beziehungen wachsen, die zu weiteren Kontakten und gegenseitiger Hilfestellung motivieren.
Die Gruppenarbeit ermöglicht den Austausch mit Menschen, die wie sie selbst mit Belastungen und Einschränkungen leben müssen. Die Konfrontation mit den Beschwerden und auch dem Wohlbefinden der anderen regt an, die eigenen Befähigungen und Einschränkungen bewusst wahrzunehmen und so auch evtl. zu verändern. Die Erkenntnis soll entstehen:“ Trotz meiner (fortschreitenden) geistigen und körperlichen Defizite kann ich noch teilnehmen.“
In der Gruppe machen gleichaltrige Menschen neue Erfahrungen mit sich und ande-ren Menschen. Fähigkeiten und Fertigkeiten im Handarbeiten, Basteln, Singen und Spielen sowie im Gedächtnistraining und in gymnastischen Übungen können ausprobiert, wieder gewonnen und erweitert werden, die auch außerhalb der Gruppe soziale Beziehungen stärken.
Zusätzlich zu den zwischenmenschlichen Erfahrungen möchten wir unseren Bewohnern die Möglichkeit geben, durch die Teilnahme an den unterschiedlichen Programmangeboten Fähigkeiten und Kompetenzen zur besseren Bewältigung ihres Alltags wieder zu erlangen und zu erweitern.
Zusammenfassend bezwecken wir mit dem gemeinsamen Handeln in der Gruppe beim Einzelnen die Förderung der Gemeinschaftsfähigkeit, des Selbstbewusstseins und der Eigeninitiative.
3.4 Beschäftigung als Mittel, um Angehörigenarbeit zu gestalten
Sowohl Angehörige als auch Verwandte von hier lebenden Menschen werden informiert, beraten und unterstützt.
In unserer Lesestube halten wir eine Sammlung von Büchern und Spielen bereit, welche auch den Angehörigen bei Bedarf während der Besuchszeiten für eine gemeinsame Aktivität zur Verfügung stehen.
Wir streben die Zusammenarbeit mit den Angehörigen bei Festen an. Die Angehörigen sind uns eine wichtige Ressource für die Information wichtiger Daten für die Anamnese und die Biografieerhebung, insbesondere bei demenziell erkrankten Bewohnern.
3.5 Beschäftigungen in Einzelbetreuung als Alternative zur Gruppenarbeit
Bewohner, die durch vollständige Bettlägerigkeit oder durch bewussten Rückzug auf die eigene Person nicht an Gruppenveranstaltungen teilnehmen, werden durch Einzelbetreuung Anregung durch sensorische und kognitive Reize gegeben. Grundvoraussetzung ist auch hier das Wissen über Interessen, Gewohnheiten und Ressourcen der hier lebenden zugezogenen Menschen, damit die Inhalte der Einzelarbeit in einem Dialog verlaufen.
Wir gewährleisten, dass alle Pflegekräfte informiert sind und diese Termine in der Pflegeplanung Berücksichtigung finden. Die in die Einzelarbeit eingebundenen Personen halten engen Kontakt zur Pflege.
4. Einzelbetreuung
4.1 Biografiearbeiten
Eine wichtige Methode der Einzelbetreuung ist für uns die Biografiearbeit.
Das Verhalten der Bewohner, seine Interessen, Arbeitsleben, sowie wichtige Lebensereignisse und Bedürfnisse finden dort Berücksichtigung.
Der Umgang mit biografischen Daten und besonders deren Weitergabe wird von uns verantwortungsbewusst gehandhabt.
4.2 Begleitung und Unterstützung im Alltag
Die hier lebenden Menschen, die sich zur stationären Behandlung in einem örtlichen Krankenhaus befinden, werden in Absprache mit der Pflegebereichsleitung besucht. Den Kranken werden, nach Vorankündigung des Besuches, benötigte Wäsche oder die von ihnen gewünschten Dinge gebracht. Pflegerelevante Beobachtungen werden zeitnah in der Pflegedokumentation notiert.
Die persönlichen Feste der hier lebenden Menschen, wie Geburtstag oder Jubiläen, sind für uns eine Gelegenheit, ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken und die Würde der Person zu achten. Zum Geburtstag singen die Mitarbeiter Geburtstagsständchen und Geburtstagsgrüße werden ausgesprochen.
Andere Jubiläen wie Hochzeitstage und Familiengedenktage können die hier lebenden Menschen in den Räumen unseres Hauses mit ihren Verwandten und Freunden begehen.
Nach Absprache mit der Hauswirtschaftsleitung erfolgen die Eindeckung einer Festtafel mit Dekoration und die Bereitstellung von Getränken.
4.3 Kriseninterventionen
Nicht nur während des Einzugs, sondern auch während des täglichen Lebens ergeben sich Krisensituationen, in denen eine Einzelbetreuung erforderlich ist. Dies geschieht vorwiegend durch die Pflegedienstleitung, die Bezugspflegekraft, wenn gewünscht durch die Heimleitung oder dem herbeigerufenen Seelsorger der Einrichtung.
4.4 Beratung und Vermittlung in Konfliktsituationen
Durch das Zusammenleben vieler Menschen in den verschiedensten Lebenslagen und mit unterschiedlichsten Bedürfnissen kommt es immer wieder zu Konfliktsituationen, die ein behutsames Umgehen mit den jeweiligen Konfliktpartner erforderlich machen. Bei Konflikten zwischen hier lebenden Bewohnern, zwischen ihnen und den Angehörigen oder Betreuerinnen fungiert die Pflegedienst- oder Heimleitung auf Wunsch als Ansprechpartner und Berater.
5. Hausfeste im Jahreskreis
Die Menschen, die hier leben finden Gelegenheit die Feste des Jahreskreises gemeinsam mit anderen Menschen zu gestalten, zu erleben und zu feiern. Dabei lässt sich nichts besser in Kreativität ausdrücken als die Natur in den vier Jahreszeiten und die damit verbundenen Feste. Es ist uns wichtig, die Augen der Bewohner für diese Verlässlichkeit und Schönheit, die uns im Kleinen Freude und Dankbarkeit schenken kann, zu öffnen. Dabei möchten wir auch christliche Werte hervorheben und vermitteln.
Hausfeste sind Angebote an alle Bewohner, die hier leben. Indem wir den Jahreskreis durch unsere Feste mitgestalten, teilen wir die Zeit eines Jahres miteinander. An der Gestaltung der Feste, ihrer Planung und Durchführung werden die hier lebenden Menschen beteiligt.
6. Dokumentation
In jeder Dokumentation befindet sich ein Abschnitt Aktivierung / Mobilisierung. Darauf werden die durchgeführten Aktivitäten eingetragen. Im Leistungsnachweisbogen der Pflegedokumentation zeichnen die Mitarbeitenden der Pflege die von ihnen durchgeführte psychosoziale Betreuung ab. Besonderheiten werden prozessorientiert in dem Pflegeberichtsblatt dargestellt. Notwendige bzw. eingeleitete Interventionen sind nachvollziehbar dargestellt.